Das Zen Tagebuch (Bundesstart)

Vorführungen:

  • Do, 7. September 2023 – Mi, 13. September 2023 um 17:00 Uhr

Darsteller*innen:  Kenji Sawada, Takako Matsu, Fumi Dan…


Die Geschichte:
Tsutomu lebt allein in den Bergen, schreibt Essays und Erzählungen und kocht mit selbst angebautem Gemüse und Pilzen, die er in der freien Natur sammelt. Seine Routine wird zu seiner großen Freude bereichert, wenn Machiko, seine Lektorin, ihn gelegentlich besucht. Sie liebt es zu essen, und er liebt es, für sie zu kochen. Tsutomu scheint mit seinem ruhigen Leben zufrieden zu sein. Andererseits hat er die Asche seiner Frau noch immer nicht losgelassen, obwohl sie schon vor 13 Jahren gestorben ist…
Alles zu seiner Zeit.

 

Basierend auf einer autobiographischen Erzählung von Mizukami Tsutomu inszeniert Yuji Nakae einen Film über ein bescheidenes und achtsames Leben im heutigen Japan. In der Hauptrolle ist Kenji Sawada (Mishima) zu sehen, seine erste Hauptrolle in einem Film seit 16 Jahren.

Nach der Erzählung „Tsuchi wo Kurau Hibi – 12 Monate von der Erde essen“ von Mizukami Tsutomu

San Sebastian Filmfestival 2022 Reihe: Kulinarisches Kino


Filmkritik:

Ende der 70er Jahre erschien die autobiographische Erzählung „Tsuchi wo Kurau Hibi – 12 Monate von der Erde essen“ von Mizukami Tsutomu, die als Vorlage für Yûji Nakaes Film dient. Und auch wenn sich das städtische Japan seitdem fundamental verändert hat, auf dem Land, in abgeschiedenen Regionen der japanischen Inseln, läuft das Leben oft noch so ab, wie vor vielen Jahren – zumindest, wenn man sich entschließt, so zu leben. Das hat Tsutome (Kenji Sawada) getan, ein alternder Schriftsteller, dessen Frau vor vielen Jahren gestorben ist, deren Foto jedoch einen prominenten Platz in dem bescheidenen Zuhause, in dem der Autor lebt, einnimmt. Ein seltener Besuch seiner Lektorin Machiko (Takako Matsu) ist Anlass, einen Text über den Fortgang der Jahreszeiten zu schrieben, über das Leben im Einklang mit der Natur, über das Leben vom und mit dem Land.

Kontakt zur Außenwelt, Kontakt zu anderen Menschen hat Tsutome kaum, einige Wanderstunden entfernt lebt seine greise Mutter, die er zusammen mit seinem Hund, genannt Pfeffer, gelegentlich besucht, bisweilen trifft er einen Nachbar, der ihm das Dach repariert, einmal taucht seine ihm entfremdete Schwester auf.
Ein genügsames Leben beschreibt Yûji Nakae in seinem Film „Das Zen Tagebuch“, erzählt von einem Mann, der als Kind in ein Zen-Kloster geschickt wurde, zu arm waren seine Eltern, um ihn zu ernähren. Lange hielt es der junge Tsutome nicht im Kloster aus, doch die Lehren, die er dort erhielt, bestimmen nun sein Leben.
Ganz im Gegensatz zur auch in Japan vorherrschenden kapitalistischen Kultur, einem Leben im Überfluss und ständiger Verfügbarkeit sämtlicher Gemüse- oder Obstarten, versucht Tsutome im Einklang mit dem Land und der Natur zu leben und das zu essen, was gerade reif ist. Viel Zeit verbringt er (und damit auch der Film) mit der Ernte und der Zubereitung von Gemüsen aller Art, von Baumsprossen, unterschiedlichen Pilzarten und Kohlsorten, dem Einlegen von Pfirsichen, dem Waschen von Wurzeln. Kleine Köstlichkeiten bereitet Tsutome jeden Tag zu, meist nur für sich selbst, gelegentlich auch für seine Lektorin, die ihm im Lauf der Jahre ans Herz gewachsen ist, sich aber doch nicht auf ihn und sein Leben einlassen kann.
Einer losen Struktur folgt Nakaes Film, Titel verkünden den Lauf des Jahres, markieren den Wechsel der Jahreszeiten: März – Der Untergrund erwacht; August – Der dämmernde Ruf der Zikaden; November – Es weht ein kalter Nordwind. Fast anachronistisch mutet „Das Zen Tagebuch“ an, ruhig und bedächtig, mäandernd und meditativ, ein Film zum Innehalten und Nachdenken und zum Bewundern der japanischen Kochkunst, die aus einfachen Zutaten Köstlichkeiten zuzubereiten versteht und in gewisser Weise den Film selbst spiegelt, der mit einfachen Zutaten viel erreicht.

Michael Meyns (Programmkino.de)