IFFF Internationales Frauen Film Fest sweetSixteen-Kino

Vorführungen:

  • Di, 18. April 2023 – Di, 18. April 2023 um 16:00 Uhr
  • Fr, 21. April 2023 – Fr, 21. April 2023 um 12:00 Uhr
  • Fr, 21. April 2023 – Fr, 21. April 2023 um 16:15 Uhr
  • Fr, 21. April 2023 – Fr, 21. April 2023 um 18:15 Uhr

18.–23. April 2023 in Dortmund

Der internationale Erfolg weiblicher Filmschaffender wird auch beim 40. Frauen Film Fest Dortmund+Köln zentrales Thema sein. Das Festival präsentiert, diskutiert und feiert die Filme einer neuen globalen Generation von Regisseurinnen. Es wendet sich auch dem Erbe des feministischen Kinos zu um aus der Radikalität und Kreativität der frühen Filme Impulse und Verständnis für die Gegenwart zu schöpfen.
Rund 130 Filme sind in den Sektionen begehrt! – filmlust queer, Fokus: Kompliz*innen, Panorama, Programm für Kinder und Jugendliche, IFFF packt aus, Spot on, NRW!, zwei Wettbewerben und zahlreichen Specials zu sehen, dazu werden zahlreiche Filmschaffende in Dortmund zu Gast sein und ihre Filme persönlich vorstellen. Eine großer Teil des Festivalprogramms findet im Roxy und sweetSixteen statt.

https://frauenfilmfest.com/

21. APRIL FREITAG

17:00 Fokus: Kompliz*innen
Filibus
Mario Roncoroni, IT 1915 Stummfilm 69’ oW
Hinter der Fassade einer angesehenen Dame verbirgt sich die futuristische Superschurkin Filibus, die von ihrem Zeppelin aus ganz Sizilien terrorisiert. Den Boden betritt sie nur für Raubzüge oder um die Verfolger genial von ihrer wahren Identität abzulenken − wahlweise als Baronin Troixmond oder als Dandy Count De Brieve. Filibus ist der aufregendste queer-feministische Science-Fiction-Thriller der Filmgeschichte.

Stummfilmbegleitung: Gunda Gottschalk & Mariá Portugal

Gunda Gottschalk
Auf Violine und Viola spielt sie improvisierte und zeitgenössische Musik und bringt ihre Klangarbeit in Verbindung mit Tanz, Theater, Film, Komposition, Bildender Kunst und Literatur. Mit verschiedenen Ensembles ist sie europaweit auf Festivals vertreten.

Mariá Portugal
Die Schlagzeugerin, Komponistin und Sängerin ist seit zwanzig Jahren in der brasilianischen Songwriter*innen-Szene verwurzelt. Das Crossover zwischen Songwriting, Improvisation und Elektronik ist die Grundlage ihres aktuellen Debüt-Soloalbums Erosao, das sie als Improviser in Residence des Moers Festival entwickelte.

20:00 »Radikale Kompliz*innen« Die lange Filmnacht
Die Lange Filmnacht der Kompliz*innenschaft. In 17 Filmen von 1912 bis 2023, mit zum Teil frühen Arbeiten von langjährigen Kompliz*innen des Festivals, sehen wir radikale Held*innen, die sich ihren Weg erobern, sich Zugang verschaffen, viel riskieren, rebellieren. Eine Reise in die feministische Filmgeschichte, mal lautstark, mal sanft.

Cunégonde reçoit sa famille
Unbekannt, FR 1912 6’ oW
Die Herrschaften sind verreist, das Dienstmädchen bekommt Besuch. Das große Reinemachen wird zu einem anarchischen Budenzauber.

A Handy Tip for the Easily Distracted
Miranda July, DE / USA 2011 3’ oW
Mit einer ausgefallenen Strategie bekämpft Miranda July die Agenten der Ablenkung.

Sommerurlaub (Vaginale VII)
Kurdwin Ayub, AT 2011 3’ oW
Im ausladenden Brautkleid performt Kurdwin Ayub die Lyrics der amerikanischen
Soul-Legende Lorraine Ellison »Stay with me baby, please«.

Snowworld
annette hollywood, DE 1998 9’ OFe
Die Verführungsszene zwischen Catherine Deneuve und Susan Sarandon
wird umgeschrieben: Annette Hollywood verschafft sich Zugang zum Film.

Nr. 1 – Aus Berichten der Wach- und Patroulliendienste
Helke Sander, BRD 1984 11’ OF
Nach einer wahren Begebenheit: Wohnungsnot führt zu einem waghalsigen Auftritt.

Junost Bang
Kerstin Honeit, DE 2007 / 2023 10’ OF
Besucherinnen eines Seniorentreffs nahe den ehemaligen DEFA-Synchronstudios im Ostteil Berlins re-synchronisieren die männlichen Rollen des Action-Streifens Dead Bang – Kurzer
Prozess (1990).

A Portrait of Ga
Margaret Tait, GB 1952 5’ OFe
Das ebenso lebendige wie abstrakte Porträt einer Frau aus der Sicht ihrer Tochter.

Muttitelefon
Dagie Brundert, DE 2022 5’ OF
Strommasten auf einem Feld, doch wo sind die Leitungen? Dagie schaut sich das einmal genauer an …

Girl Power
Sadie Benning, USA 1992 15’ OFe
Zur Musik von Bikini Kill rebelliert Benning gegen Schule, Familie und weibliche Stereotype.

Die Flieger-Trilogie #2: Ein Hoch auf das Bügeln
Rotraut Pape, BRD 1984 3’ OF
Experimenteller Videoclip mit Material aus Papes Film Flieger dürfen keine Angst haben.

NabelFabel
Mara Mattuschka, AT 1984 4’ oW
Durch endlose Nylonschichten hindurch unterzieht sich Mattuschka einer zweiten Geburt.

Ballad of the Infernal Grove
Emily Vey Duke, Cooper Battersby, CA / USA 2023 7’ OFe
Die neueste Fassung eines fortlaufenden Projekts: eine unsystematische Strukturanalyse von Drogenkonsum, Sucht und Genesung.

The Wind Carries us Home
Udval Altangerel, MN / USA 2022 11’ OmeU
Die Filmemacherin und ihre Familie verbinden sich mit dem Land ihrer Vorfahren in der Wüste Gobi.

Menses
Barbara Hammer, USA 1974 3’ OFe
Bilder und Politik der Menstruation in einer feinen Mischung aus Komödie und Drama.

Sex Fish
Shu Lea Cheang, USA 1993 6’ OFe
Ein erotisches Lesbenvideo, in dem es darum geht, stromaufwärts zu schwimmen, Frauenpower und Fischliebe.

Tongues – Tanja Tagaq
Caitlin Veitch, Omar Rivero (Driftnote), CA 2021 3’ OFe
Eine Analogie zur Rückeroberung von Sprache als Überlebenskampf eines Mundes, bei dem Zunge und Kreuz aneinandergeraten.

22. APRIL SAMSTAG
IFFF packt aus
12:00 IFFF packt aus – Kurzfilmprogramm »And the Image Gazes Back«
Die Filmkünstlerin Cana Bilir-Meier widmet dieses Programm der Künstlerin belit sağ. sağ betreibt mit ihren Filmen eine mediale Archäologie der Macht von Bildern. In ihren Kurzfilmen stellt sie viele Fragen: Kann ein Bild eine Seele einfangen? Kann ich jemanden überwachen, indem ich sein / ihr Bild aufnehme? Ist Zensur etwas, das meine Praxis des Sprechens beeinträchtigt? Durch diese Fragen denkt sağ über die Bilder nach, die sie über die Wirkung von Bildern produziert, nämlich Bilder von Konflikten oder Bilder von Gewalt. Bilder können Bilder von Gewalt sein, aber sie können auch zu einer Erweiterung derselben Gewalt werden.

past forward
belit sağ, TR / NL 2011 1’ OmeU
Zensierte historische Filmaufnahmen werden zum Ausgangspunkt für Fragen nach Sichtbarkeit, Repräsentation und dem Tod des Bildes.

Sept. – Oct. 2015, Cizre
belit sağ, TR / NL 2015 15’ OmeU
Krieg in Cizre an der türkisch-syrischen Grenze. Die Angriffe werden zusammen mit den Bewohner*innen gefilmt. Was kommt in den Film und was nicht?

what remains
belit sağ, TR / NL 2018 8’ OmeU
Filmmaterial, das 2015/16 in Cizre aufgenommenwurde. Dieses Archivrecherchevideo handelt von den Bildern der Toten und der kollektiven kurdischen Trauerarbeit.

Ayhan and Me
belit sağ, TR / NL 2016 14’ OmeU
Mit dieser Arbeit spürte sağ selbst die Zensur der Türkei. Eine beeindruckende Auseinandersetzung mit der Macht der Bilder.

my camera seems to recognize people
belit sağ, TR / NL 2015 4’ OmeU
Ein poetisches Video über Bilder von Zerstörung und Tod.

and the image gazes back
belit sağ, TR / NL 2014 10’ OmeU
Eine essayistische Meditation über Bildproduktion: von den ersten zaghaften Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines Menschen bis zu den heutigen Bildpolitiken.

if you say it forty times …
belit sağ, TR / NL 2017 5’ OmeU
Eine Arbeit über die politische Amnesie in der Türkei. Geschichte. ist das, was zwischen Erinnern und Vergessen eingequetscht sitzt.

Şifa (Hümeyra, Rangin, Maral)
belit sağ, TR / NL 2021 8’ OmeU
Drei in den Niederlanden lebende Migrantinnen aus der Türkei besingen die Verluste, die sie unter Covid erleiden mussten.

cut-out
belit sağ, TR / NL / DE 2018 4’ OmeU
Ein Kurzfilm über die Polizeifotos der NSU-Opfer. Was sagt uns diese Porträtcollage?

An-sisters
belit sağ, TR / NL 2021 5’ OmeU
Ein Blick in die Zukunft: Das Programm schließt mit einem Film, der sich noch in Arbeit befindet.

16:15 Fokus: Kompliz*innen – Vortrag und Film
Zohra
Albert Samama Chikli, TN 1924 8’ oW
Tunis, 21.12.1922. Vor einhundert Jahren fand an der nordafrikanischen Küste die Uraufführung des ersten Films mit vollständig arabischem und afrikanischem Stab und Besetzung statt. Das Drehbuch für den 35-minütigen Stummfilm Zohra stammte aus der Feder der erst 16-jährigen Haydée Samama Chikli, die auch die Hauptrolle spielte und den Film schnitt. Produktion, Regie und Kamera lagen in der Hand ihres Vaters
Albert Samama Chikli. 1924 legten Tochter und Vater mit einem längeren Film nach, und 1927 entstand in Ägypten der erste lange Spielfilm Leila, der den Boden für das Hollywood am Nil mit vorbereitete. Produziert wurde der Streifen von der 26 Jahre alten Aziza Amir, die auch die titelgebende Heldin verkörperte. Seither spielen Frauen eine entscheidende Rolle im arabischen Filmschaffen. Sie produzieren, führten das Star-System ein, gehen mit ihren Kameras an die Front der zu vielen Kriege, gründen Kinos, erzählen Geschichte und imaginieren Zukunft. Der Vortrag gibt einen Überblick über die arabische Filmgeschichte, erzählt anhand ihrer Frauen.
Vortrag: Irit Neidhardt

INTERNATIONALER SPIELFILMWETTBEWERB
18:15 Fokus: Kompliz*innen – Kurzfilmprogramm
Aus den Tiefen des EYE Filmmuseum birgt Elif Rongen-Kaynak.i selten gezeigte Highlights weiblicher Kompliz*innenschaft aus den 1910er-Jahren Stummfilmbegleitung: Gunda Gottschalk,Mariá Portugal.
Einführung: Elif Rongen-Kaynakçi, in Kooperation mit EYE Filmmuseum

Bain for…
Unbekannt, FR 1906 Stummfilm 3’ oW
An einem heißen Sommertag genießen vier Damen ein erfrischendes Bad im Freien. Den lächerlichen Schutzmann, der sie davon abhalten will, belehren sie eines Besseren.

The Classmate’s Frolic
Ralph Ince, USA 1913 Stummfilm 7’ oW
Eine Gruppe lebenslustiger Schülerinnen besucht heimlich eine Freundin, die sich im Hausarrest langweilt.

Vezzo di perle perduto
Unbekannt, IT 1910 Stummfilm 9’ oW
Ein kleines Mädchen wird von ihren gewalttätigen Eltern zum Betteln geschickt und lernt dabei durch Zufall eine reiche Dame kennen.

Industrie de soie au Japon
Unbekannt, FR 1914 Stummfilm 2’ oW
Zwei Frauen legen einen seidenen Kimono an. Die Tonung des dokumentarischen Filmmaterials in Gelb und Rot unterstreicht die Pracht der wertvollen Stoffe.

La fureur de Mme Plumette
Unbekannt, FR 1912 Stummfilm 6’ oW
Wenn Mme Plumette menstruiert, gehen die Hormone mit ihr durch, und sie macht alle Personen in ihrer Umgebung zur Schnecke.

Love and Science
Unbekannt, FR 1912 Stummfilm 14’ oW
Ein begnadeter Wissenschaftler erfindet eine futuristische Video-Telefon-
Apparatur und vernachlässigt darüber seine Verlobte.

Les Demoiselles de PTT
Unbekannt, FR 1913 Stummfilm 10’ oW
Herr Oscar bedrängt eine junge Schalterbeamtin beim Postamt mit unwillkommenen
Avancen. Suzanne und ihre Kolleg*innen wissen, wie man mit so einem aufdringlichen Typen umgehen muss.

Les six soeurs Dainef
Unbekannt, FR 1902 Stummfilm 3’ oW
Die sechs Schwestern Dainef sind formvollendete Akrobatinnen.

23. APRIL SONNTAG
FOKUS
14:00 Hürdenläuferinnen: 50 Jahre feministische Filmarbeit
Gespräch mit: Helke Sander, Maria Furtwängler, Sara Fazilat

»Nimmt man dir das Schwert, dann greife zum Knüppel« ist der einleitende Text von Helke Sander, den sie 1974 in Ausgabe Nr. 1 der Zeitschrift Frauen und Film veröffentlichte. Die erste feministische Filmzeitschrift in Europa inspirierte 1987 auch zur Gründung von »femme totale«, dem Frauenfilmfestival in Dortmund. Wir werden ausgewählte Passagen aus dem kämpferischen Text als Impulse lesen, um aktuelle Positionen herauszuarbeiten und den Bogen von Frauen und Film über die Wirkungen von Pro Quote Film bis zur MaLisa-Stiftung zu schlagen. Welche Hürden in der feministischen Filmarbeit damals überwunden und noch heute genommen werden müssen, berichten die Hürdenläuferinnen selbst: Unsere diesjährigen Jurymitglieder sind Rekordbrecherinnen auf dem Gebiet der feministischen Filmproduktion: Helke Sander, Maria Furtwängler und Sara Fazilat, Aktivistinnen aus drei Generationen für gleichberechtigte Filmarbeit, sprechen über Machtumverteilung, Produktionsbedingungen, politische Bewegungen, weibliche Bildsprache, Wissenstransfer und die Übertragung des feministischen Erbes.