Die Eiche – Mein Zuhause (Bundesstart)

Vorführungen:

  • Fr, 10. März 2023 – So, 12. März 2023 um 17:00 Uhr
  • Mo, 13. März 2023 – Mi, 15. März 2023 um 17:00 Uhr
  • Fr, 17. März 2023 – Sa, 18. März 2023 um 21:15 Uhr
  • So, 19. März 2023 – So, 19. März 2023 um 17:00 Uhr
  • Mo, 20. März 2023 – Mo, 20. März 2023 um 17:00 Uhr
  • Mi, 22. März 2023 – Mi, 22. März 2023 um 17:00 Uhr

FILMKRITIK:

Tatsächlich geht es um die Natur an sich und um einen einzigen Baum, der einer unüberschaubaren Menge von Lebewesen als Behausung und Nahrungsquelle dient. Viele Tiere haben hier ihren Platz und ihre Funktion im Kreislauf des Lebens und der Jahreszeiten.

Schon die Einstimmung ist sensationell: Es beginnt mit einer Fahrt über Bäume, die im Wind rauschen, das Klopfen eines Spechts gesellt sich dazu, ebenso eine leise Hintergrundmusik, die Kamera nähert sich der Eiche, umkreist sie von allen Seiten. Aus der Nähe werden erste Bewohner sichtbar. Ein Käfer mit einem gewaltigen Rüssel spaziert über einen Ast. Ein Eichhörnchen verlässt sein Nest, eine Maus taucht aus ihrem Bau auf … dann plötzlich: Alarm! Der benachbarte Ameisenhaufen gerät in Aufruhr, die Vögel tschilpen laut, das Eichhörnchen schnuppert aufmerksam. Von fern ist ein Donnern zu hören, und der Himmel verfinstert sich. Damit beginnt eine Geschichte, die vom alltäglichen Leben der Tiere erzählt, häufig aus ihrem eigenen Blickwinkel. Da sieht man quasi mit den Augen eines Mäusleins in den Bau, der zwischen den Wurzeln der Eiche unter der Erde liegt. Man ist dabei, wenn die Mäuse sich auf die Überflutung ihrer Behausung vorbereiten, sich gerade noch in Sicherheit bringen können, sich in der Gefahr aneinanderklammern und nach dem Sinken des Pegels sofort mit den Aufräumarbeiten beginnen. Zum Alltag der Tiere an, unter, neben und auf der Eiche gehören aber natürlich nicht nur Naturereignisse, sondern auch die Nahrungs- und die Partnersuche oder die Aufzucht des Nachwuchses, die nicht immer stressfrei verläuft.

Ohne die Tiere zu vermenschlichen, wird mit viel Poesie und Sinnlichkeit ein Abenteuerfilm erzählt, in dem das Publikum gemeinsam mit den Hauptdarstellern auf Entdeckungsreise geht. Das omnipräsente flinke Eichhörnchen ist so eine Art Baumpolizist und einer der Hauptdarsteller, ebenso wie das Eichelhäher-Paar, das miteinander einiges durchmachen muss, bis die Brut endlich flügge ist. Der exotisch wirkende Rüsselbohrer und die Familie der Waldmäuse in ihrem unterirdischen Labyrinth haben ebenfalls wichtige Rollen. Sie alle führen durch den Film und geben ihm eine bestrickend souveräne Struktur. Zusätzlich sind aber noch viele andere Tiere zu sehen: Füchse, Rehe, Wildschweine, Ameisen, Wasservögel … manche sind leicht zu erkennen, andere weniger – es gibt keine Informationen dazu. Man sieht sie in ihrem Lebensraum, und das ist interessant und abwechslungsreich genug. Nähere Infos bietet dann der Abspann, den man unbedingt abwarten sollte.

Wie die Tiere über ein Jahr leben, wie sie zusätzlich mit Überschwemmungen, Angriffen und Verfolgungsjagden konfrontiert werden, ist einerseits spannend anzusehen, aber auch technologisch von allerfeinster Qualität. Hier wird nahezu die gesamte aktuelle Trickkiste des Filmschaffens genutzt: von Makroaufnahmen und Super-Zeitraffer bis hin zu den unfassbar guten Animationen. Das Ganze wird untermalt von einem Soundtrack, der mal humorvoll, mal dramatisch, aber immer sehr expressiv durch das Jahr führt: Zu den Paarungsritualen des Rüsselbohrers erklingt der schwungvolle Allzeit-Klassiker „Sway“ von Dean Martin, und der Winter dauert genau eine romantische Händel-Arie. Immer wieder wird der Zauber der Natur in seiner Schönheit und Vielfalt deutlich. Appell und Mahnung zugleich, ohne dass dies auch nur ansatzweise thematisiert wird. Das ist auch gar nicht notwendig. Hier wird der Blick geschult für die kleinen, alltäglichen Wunder, und man kann sich gar nicht sattsehen an den unvergleichlichen Bildern und der wunderbaren Stimmung dieses Films, in dessen Bildern und Klängen sich so richtig schwelgen lässt. Kino pur.

Gaby Sikorski (programmkino.de)