Die Geschichte vom Holzfäller (Bundesstart)

Vorführungen:

  • Do, 11. Mai 2023 – Mi, 17. Mai 2023 um 20:45 Uhr
  • Do, 18. Mai 2023 – Mi, 24. Mai 2023 um 18:45 Uhr

DIRECTORS NOTE
Ich bin einmal einem interessanten Holzfäller aus dem Norden begegnet, nicht weit von meiner
Heimatstadt entfernt. Er erzählte mir von seinem Leben, wie er das Dorf und seine Familie verlassen
musste, wie er alles verloren hat. Es war eine traurige Geschichte, aber er schien damit überraschend
gut zurechtzukommen. Er akzepierte diese Schicksalsschläge mit einem Lächeln im Gesicht. Ich war verblüfft über die Haltung dieses in sich ruhenden Mannes. Als ob er darin einen tieferen Sinn erkennt, der nur ihm verständlich ist; einen Sinn, der ihn in seinem Dasein wurzelt.
Je mehr ich über diesen Mann und seine Einstellung zum Leben nachdachte, umso mehr erkannte ich das Potenzial einer Geschichte: über die Möglichkeit der Hoffnung in unserer modernen Welt, die voller Unsicherheit und Angst ist. Ich wollte ein poetisches Universum schaffen, in dem mein freundlicher Holzfäller leben kann, ein skurriles kleines Dorf, das von Schnee und Dunkelheit bedeckt ist, mit einem Ensemble seltsamer Charaktere, wie dem Friseur und dem hellseherischen Sänger oder Bergleuten, die durch den Schnee stapfen, während sie über philosophische Fragen nachdenken. So entstand „Die Geschichte vom Holzfäller“.

Es ist ein Film, der zugleich sehr komisch und sehr ernst, metaphorisch und handlungsgetrieben ist. Ich habe das Gefühl, dass ich die ganze Kraft eines klassischen Breitwandkinos nutzen muss, um das
Publikum in diese Welt zu versetzen, die ich beim Schreiben des Skripts im Kopf habe. Auf 35-mm-Film und an realen Orten und Landschaften in Lappland zu drehen, war entscheidend – ebenso wie die Verwendung einer Chorparitur! Es gibt fantastische, vielseitige Schauspieler:innen in Finnland und ich habe das Glück, die Besetzung zu bekommen, die ich wollte. Zusammen mit ihnen konnten wir eine Tonalität und Schauspielmethode entwickeln, die zu den literarischen Aspekten des Drehbuchs und zu dem trockenen Humor passen, den man im ländlichen Finnland so ziemlich überall finden kann.

Kino ist für mich Poesie. Hier liegt auch mein persönlicher Hintergrund: Mit 23 habe ich als Dichter
angefangen. Jede Poesie – sei es Literatur oder Kino – ist eine Kontemplation über die Sprache. Ein Kino, das sich ausschließlich auf die Mechanik des Geschichtenerzählens verlässt, ist zwangsläufig nur eine visualisierte mündliche Erzählung, nur eine blasse Darstellung der Realität, ohne diese Realität zu sein. Wohingegen ein Kino, das mehrschichtig aufgebaut ist, jenseits von Worten nach Transzendenz greiftu nd uns auch heute noch erschüttern oder „unsere Seele in Schock versetzen“ kann, wie Tarkowski es ausgedrückt hat, und so eine bleibende Größe schafft. Das möchte ich auch mit „Die Geschichte vom Holzfäller“ erreichen. Und um einen kleinen Hoffnungsschimmer zu geben. Es ist vielleicht nicht Hoffnung in der Form, die wir gewohnt sind, sondern eher eine eigentümliche Form lakonischer nordischer Hoffnung, die nur bei Leuten wie Pepe zu finden ist.
Mikko Myllylahti

Das Regiedebüt von Mikko Myllylahti, Drehbuchautor von „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ ist ein schwarzhumoriges existentielles Drama über die Suche nach dem Sinn des Lebens in schwierigen Zeiten, das die Frage stellt: Ist Glück flüchtig oder Hoffnung doch immer eine Option?

Festival: Cannes Semaine de la Critique, Filmfest Hamburg